Weisheit
Emotionen transformieren - Eintauchen in die kosmische permanente Energie
Fünf Verse aus der 82-Verse-umfassenden Übung von Sicht, Meditation und Verhalten. Geschrieben von Dza Patrul Rinpoche (1808-1887). Er war Lehrer der höchsten buddhistischen Weisheitslehren Mahamudra und Dzogchen.
Diese Abhandlung besagt: Durch das Annehmen und das Hineingehen in die unterschiedlichen "negativen" Emotionen erlösen sich aus diesen jeweils unterschiedliche "erleuchtete" Weisheitsaspekte.»Verfolge nicht die Person, die die Emotion hervorruft. Verfolge die Emotion bis in die Mitte hinein«.
50. Jage dem Gegenstand Deines Hasses nicht nach; schaue mitten hinein in den hasserfüllten Geist. Hass befreit, sobald er aufsteigt ist Klarheit Leerheit. Diese Klarheit-Leerheit ist nichts anderes als die Spiegelgleiche Weisheit.
In der spontanen Befreiung der Hasses rezitiere: »Om mani peme hung.«
51. Halte nicht am Gegenstand Deines Hochmutes fest; schaue mitten hinein in den haftenden Geist. Eigendünkel befreit, sobald er aufsteigt ist ursprüngliche Leerheit. Diese ursprüngliche Leerheit ist nichts anderes als die Weisheit der Wesensgleichheit.
In der spontanen Befreiung des Stolzes rezitiere: »Om mani peme hung.«
52. Verlange nicht nach dem Objekt Deiner Begierde; schaue mitten hinein in den begehrenden Geist. Begierde befreit, sobald sie aufsteigt ist Leerheit Glückseligkeit. Diese Leerheit-Glückseligkeit ist nichts anderes als die Unterscheidende Weisheit.
In der spontanen Befreiung der Begierde rezitiere: »Om mani peme hung.«
53. Verfolge den Gegenstand Deiner Eifersucht nicht; schaue mitten in den kritisierenden Geist hinein. Eifersucht befreit, sobald sie aufsteigt ist Leerheit-Intelligenz. Diese Leerheit-Intelligenz ist nichts anderes als die Allesvollendende Weisheit.
In der spontanen Befreiung der Eifersucht rezitiere: »Om mani peme hung.«
54. Halte nicht fest an Vorstellungen, die aus Unwissenheit gezimmert sind; schaue mitten hinein in die wahre Natur der Unwissenheit. Der Schwarm von Gedanken befreit, sobald er aufsteigt ist Leerheit-Gewahrsein; Dieses Leerheit-Gewahrsein ist nichts anderes als die Weisheit des absoluten Raumes.
In der spontanen Befreiung der Unwissenheit rezitiere: »Om mani peme hung.«
Ein Gleichnis aus dem Yoga von Patanjali
Oben auf einem Baum sitzt ein goldener Vogel.
Aus dem goldenen Vogel schlüpft ein brauner Vogel.
Der braune Vogel muss alle Früchte des Baumes fressen. Gleich viele süße wie bittere Früchte. Wenn er oben angekommen ist schlüpft er wieder in den goldenen Vogel hinein.
Erst dann erkennt er, dass er immer der goldene Vogel gewesen war!
(Auch meine geführte Meditation "Die dunkelrote Lotusblüte" beruht auf Philosophien von Patanjali, einem indischen Gelehrten und Verfasser des Yogasutra.)
Der Schmerz von Hermann Hesse
Man hat vor tausend Dingen Angst.
Vor Schmerzen, vor dem eigenen Herzen.
Man hat Angst vor dem Schlaf,
Angst vor dem Erwachen,
vor dem Alleinsein, vor dem Tode –
namentlich vor ihm, vor dem Tode.
Aber all das waren nur Masken und Verkleidungen.
In Wirklichkeit gab es nur eines, vor dem man Angst hatte:
das sich fallen lassen,
den Schritt in das Ungewisse hinaus,
den kleinen Schritt hinweg,
über all die Versicherungen, die es gibt.
Und wer sich einmal,
ein einziges Mal hingegeben hatte,
wer einmal das große Vertrauen geübt
und sich dem Schicksal anvertraut hatte,
der war befreit.
Er gehorchte nicht mehr den Erdgesetzen,
er war in den Weltraum gefallen und
schwang im Reigen der Gestirne mit.
NASA Filmdokumentation Teil 1, Teil 2 über unser Universum.
Höhlengleichnis von Platon (428/427 - 348/347 v. Chr.)
Das Gespräch seines Lehrers Sokrates mit Glaukon, ist eines der bedeutendsten Gleichnisse der antiken Philosophie. Ziel ist es, den Unterschied zwischen Schein und wahrer Wirklichkeit zu erkennen. Ein Ansporn, uns von den eigenen Fesseln zu befreien um ein freiheitlicher, eigenständig denkender, geistig bewusst lebender Mensch zu werden.
Sokrates fordert zu einem Gedankenexperiment auf: Menschen, die zeitlebens mit Ketten in einer Höhle gefesselt sind, sodass sie weder ihren Kopf zur Seite bewegen, geschweige denn sich umdrehen können. Das einzige, was sie erblicken, ist die Felswand vor ihnen. Weit hinter ihnen flackert ein Feuer. An der Felswand sehen sie lediglich die Schatten von Gegenständen, die hinter ihnen vorübergetragen und vom Schein eines Feuers als Schattenbilder an die Wand geworfen werden. Sie ahnen weder etwas von den Trägern, von dem Feuer, noch von den Gegenständen. Stattdessen halten sie die Schattenbilder für die einzig wahre Wirklichkeit.
Was würde passieren, wenn nun einer dieser Menschen plötzlich losgebunden und dazu gezwungen würde, aufzustehen und sich umzudrehen? Zum Feuer und dem Ausgang der Höhle zu schauen. Sich den Gegenständen zuzuwenden, von denen er bisher nur den Schatten gesehen hat?
Dieser Mensch würde zunächst schmerzhaft vom Licht geblendet und total verwirrt werden. Im ersten Moment würde er die neuen Dinge in seinem Blickfeld für weniger real halten, als die vertrauten Schattenbilder. Nach einiger Zeit gewöhnt er sich daran und hält die Dinge schließlich für wahr und echt. Nach dem beschwerlichen Weg aus der Höhle in die obere Welt wäre der Befreite vom Glanz des Sonnenlichts geblendet und zuerst noch verwirrter. Doch dann gewöhnen sich seine Augen langsam an den neuen Anblick: Er sieht die Menschen, die Gegenstände, die Pflanzen und die Welt, wie sie wirklich ist. Schließlich wird ihm bewusst, dass die Sonne die Lichtquelle ist, die die Schatten erzeugt. Nachdem er nun die wahre Wirklichkeit erkannt hat und schätzt, würde ihn nichts mehr zurück in die finstere Schattenwelt der Höhle ziehen.
Sollte er dennoch an seinen alten Platz in der Höhle zurückkehren, um seine ehemaligen Mitgefangenen zu befreien, so würden sie ihn auslachen. Sie würden ihm nicht glauben und die bequeme Höhle der Erkenntnis vorziehen. Damit nicht genug: Wenn jemand versuchen würde, die Angeketteten zu befreien und nach oben zu führen, würden sie ihn wahrscheinlich umbringen, wenn sie könnten.
Fazit zu Platons Höhlengleichnis
Platon will mit seinem Höhlengleichnis den Menschen dazu motivieren, aus dem Dunkel ins Licht zu gehen. Demnach hat sich der unwissende Mensch von seinem wahren göttlichen Ursprung (Sonne) abgewandt und hält nur die äußeren Erscheinungen für die absolute Wahrheit. Er ist davon überzeugt, dass nur die Erkenntnisse aus der Schattenwelt die einzige Wahrheit darstellen. Aus der Höhle herauszukommen bedeutet für Platon, zur Erkenntnis der unveränderlichen Ideen und letztendlich zur höchsten Idee des Guten zu gelangen. Seien wir also mutig, verlassen wir die Schein-Welt unseres Alltagstrotts, auch wenn es zunächst schwerfällt und schmerzhaft ist, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Befreien wir uns von den eingefahrenen Denkmustern und werden zu eigenständig denkenden, freien Mensch und zum Herrscher unseres Seins.