Wenn Babys auf die Welt kommen, scheinen sie alle tief unten in den Bauch zu atmen. Dies haben mir einige Hebammen bestätigt. Wenn man anfängt, seine "normalen" Emotionen nicht mehr spüren zu wollen, um ganz lieb zu sein – meist schon in der frühen Kindheit (siehe Prof. Beatrice Beebe) - und man es den anderen recht machen möchte, fängt man nach und nach an, immer weiter oben zu atmen.

Mein früherer Yogalehrer – Herr R. F. in Stuttgart – hat immer und immer wieder gepredigt, dass man das Atmen in den Bauch mehrfach am Tag üben müsse, im Liegen, im Sitzen, im Stehen und im Laufen – solange es einem gut geht. Dann könne man in Sekunden jede Notsituation auflösen. Wenn man es nicht so oft übe, werde es in der Not nicht klappen.

In mehreren neuesten Forschungsberichten habe ich gelesen und gehört, dass die in der Amygdala eingelagerten chemischen Stoffe, die aus den weggedrückten Emotionen stammen (siehe Das Gedächtnis des Körpers von Prof. Bauer) im Bruchteil einer Sekunde hochfahren und das Gehirn überfluten, sobald im Außen eine Kleinigkeit = "Trigger" eine Kindheitskränkung in Resonanz bringt.

Prof. Beatrice Beebe schreibt, dass das Gehirn sich an das meiste nicht mehr erinnere, die alten Emotionen aber noch in den Zellen im Körper eingelagert seien. Ich erlebe hier, dass die Patienten so gut wie nie mit überlegen an den Auslöser der Panikattacken kommen. Wenn es aber gelingt, dass sie sich tief hinunter in den Bauch fallen lassen, dann kennt der Körper den Auslöser, der immer durch eine Kleinigkeit im Alltag, einem "Trigger", die alten verdrängten Gefühle aus der Kindheit hochfahren lässt. ("Go back to Mammy and Daddy" von Peter Levine).

Wer allerdings übt, tiefer in seinen Bauch hinunter zu fallen und hinunter zu atmen, wird dort nach einiger Zeit seine alten weggedrückten Emotionen treffen. Meist sind diese heftiger, als man es wahr haben möchte. Dann ist man ganz schnell – meist in Sekunden – wieder nach oben weg dissoziiert und man atmet auch wieder oben.

Das Seltsame ist - und dies scheint ein unabdingbares Gesetz zu sein: je weniger ein Mensch seine Kränkungen aus der Kindheit aufarbeitet, um so sicherer wiederholt er unbewusst diese Kränkungen später im Leben, immer wieder in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen - ob er dies möchte oder nicht (siehe auch "Das Lebensprogramm" von Frau Prof. Beebe).
Noch seltsamer ist: Es ist egal, ob ich mich genau in den Mittelpunkt der Traurigkeit oder genau in den Mittelpunkt der Wut hinein fallen lasse und erlaube, dass der Druck der jeweiligen Emotion sich ausdehnt, es entsteht jedes Mal dasselbe Gefühl: tiefer Frieden und eine mich wie beschützende warme Energiehülle um den Körper.

Nur wenn man bereit ist, sich diesen Emotionen zu stellen, mit ihnen zu arbeiten und sie anzunehmen, kann man längerfristig Frieden und Ruhe finden. Dann kann man seine festgehaltene Energie wieder für sich freisetzen. Die moderne Medizin erforscht zur Zeit die starke heilsame Wirkung der Achtsamkeitsübungen und der Meditation (siehe Arte TV-Doku: Die heilsame Kraft der Meditation).